Liebe
Frau Rolf,
gestern
waren es 12 Wochen, dass unsere Tochter auf die Welt gekommen ist. Und in vier
Tagen sind es 12 Wochen, dass sie beerdigt wurde.
Ich
möchte Ihnen schreiben, wie schön Sie die Trauerfeier gemacht haben. Und wie
wichtig es für uns war, dass über ein Wesen – ein Leben, zu dem es kaum Fakten,
sondern nur oder fast nur Gefühle gibt, dass für unsere Tochter Worte
geschrieben wurden. Von Ihnen, die sie genauso wie der Rest der Welt,
ausgenommen uns beiden, auch nicht kannte.
Dieses
„Nicht kennen“ ist ein großes Thema. Menschen – auch solche, die es durch und
durch gut mit einem meinen, aber noch keinen Berührungspunkt mit diesem Thema
hatten –, können sich oft nicht ausmalen, was es wirklich bedeutet, wenn ein
Kind im Mutterleib verstirbt. Dieses Thema und vor allem die Auswirkungen für
die Eltern sind in unserer Gesellschaft nicht existent. Viele Außenstehende
denken (und sagen auch), es sei ein Trost, dass wir noch viele Kinder bekommen
können. Aber das ist kein Trost. Denn erstens weiß das keiner mit Gewissheit
und zweitens hat das „ein weiteres Kind“ im Moment gar keinen Glanz.
Und
nicht nur für Außenstehende, sondern auch für viele nähere Personen ist es
unverständlich, dass nach drei Monaten noch nicht wieder alles ok ist.
Es
ist einfach nichts mehr, wie es einmal war.
Und
so schmerzlich und unerbittlich die Trauer auch oft ist, es gibt Minuten und
wenn ich Glück habe Stunden, in denen die Dankbarkeit zum Vorschein kommt und
überwiegt, dass unsere Tochter da war.
Ich
möchte Ihnen nochmals von Herzen danken, dass Sie die Traueransprache
persönlich gehalten haben und dass Sie uns auch am Wochenende mit unseren
Wünschen empfangen haben. Unser Kind hat durch Sie einen sehr berührenden
Abschied erhalten. DANKE!